Skip to main content

Gedanken…! – von Jochen Maass

Wo war er nur all die Jahre, als man beim Fernsehen das Gefühl hatte, kantige mittelständische „old school“-Unternehmer gebe es in Deutschland nur in der Person von Trigema-Chef Wolfgang Grupp?

Wer den 81-jährigen Obi-Mitgründer Manfred Maus kürzlich auf der impulse-Konferenz erlebt hat, wünscht sich in der öffentlichen Debatte mehr inspirierende Wortmeldungen von ihm. Knorrig, kauzig, mit Haltung erzählte er über sein Unternehmerleben, das 1970 mit der Eröffnung des ersten Obi-Baumarktes in Hamburg begann. Den Namen „Obi“ lehnte er an die französische Aussprache von „Hobby“ an, was bei McKinsey & Co. Kopfschütteln auslöste, weil es zu einfach und naheliegend war.

Von seinen Mitarbeitern verlangte Manfred Maus Disziplin, gab ihnen aber auch Freiraum bei täglichen Entscheidungen. Und hatte er sich bei Einstellungsgesprächen zwischen dem Wissen des Mitarbeiters und dessen Verhalten zu entscheiden, war ihm der Mensch wichtiger. Deshalb musste man vor dem Karriere-Start bei Obi erst mal den Chef über die Autobahn zur nächsten Raststätte fahren. Maus: „Dabei konnte ich beobachten, wie umsichtig jemand Auto fährt und wie er mit Menschen beim Kaffeeholen umgeht.“ Eine wichtige Erkenntnis für das soziale Verhalten im Berufsalltag.

Klingt nach einem guten Plan und wirkt so handfest-strategisch wie kaum noch etwas in der heutigen Wirtschaft zwischen Banken-Skandalen, Tengelmann-Pleite und ständig neuen Enthüllungen bei VW oder Audi.

Was Manfred Maus noch auszeichnet: Er dachte als einer der ersten Unternehmer in Zielgruppen – noch weit vor dem ehemaligen RTL-Chef Helmut Thoma („Mister 14-49“). Statt Holzlatten beim Holzhändler und Pflanzen beim Gärtner zu kaufen war sein Ziel, dass Kunden alles bei Obi unter einem Dach bekommen. Deko- und Bastelbedarf nahm er ins Sortiment auf, um auch Frauen in die eher männlich ausgerichteten Baumärkte zu locken. Außerdem etablierte er das Franchising-System in Deutschland.

Beeindruckend, wie Maus rückblickend einräumt, viel zu oft zu wenig zugehört zu haben. Ist im Nachhinein natürlich wohlfeil, doch viele machen noch nicht einmal das. 

Das schönste Signal, das von dieser lebenden deutschen Mittelstands-Legende ausgeht: Leidenschaft, Menschsein und Erfolg schließen sich nicht aus. Ein richtiger Mutmacher made in Germany, denn echte Typen kommen aus dem Leben und halten sich langfristig – trotz gelegentlicher Tiefs.